Informationen und Tipps zu Sardinien

Kurzinfo über Sardinien

Sardinien ist die zweitgrößte Mittelmeerinsel (nach Sizilien) und gehört zu Italien. Die Hauptwirtschaftszweige sind der Dienstleistungssektor und die Landwirtschaft. Sardinien hat rund 1,6 Millionen Einwohner, verfügt über 1.850 Kilometer Küste  und erstreckt sich über eine Gesamtfläche von rund 24.000 Quadratkilometern. Inselhauptstadt ist Cagliari im Süden der Insel.

Geschichte der Insel

Die Jungsteinzeit setze auf Sardinien um ca. 6000 v. Chr. ein – sie ist gekennzeichnet durch den Übergang von Jäger- und Sammlerkulturen hin zur Sesshaftigkeit und dem Domestizieren von Tieren und Pflanzen. Verschiedene Kulturen prägen Sardinien bis zur phönizisch-punischen Zeit. – insbesondere die Nuraghen (ab ca. 1800 v. Chr.) werden oft als Ureinwohner der Insel bezeichnet. Sie wurden nach den von ihnen errichteten Steintürmen, den Nuraghen, benannt.

Phönizisch-punische Zeit
Die phönizisch-punische Zeit auf Sardinien begann im 9. Jahrhundert v. Chr. und endete mit der römischen Besetzung im Jahre 238 v. Chr. in Folge des Ersten Punischen Krieges zwischen Karthago und Rom. – Kurzer Exkurs zu Karhago: Nach der Eroberung des phönizischen Mutterlandes durch die Perser 539 v. Chr. hatte sich Karthago vom tyrischen Einfluss gelöst (Tyros = führende Stadt der Phönizier, im heutigen Libanon gelegen); Karthago entwickelte sich zu einer bedeutenden See- und Handelsmacht, gründete verschiedene Kolonien (so auch auf Sardinien) und brachte Rom während des Zweiten Punischen Krieges (218 bis 201 v. Chr.) an den Rande des Untergangs. Auf Sardinien wurden verschiedene phönizisch-punische Handelsniederlassungen und Kolonien gegründet – an Orten wie Karali (röm. Carales; heute Cagliari), Nora, Sulki (röm. Sulcis) oder Tharros. Bis Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. hatten die Punier den Süden und Westen von Sardinien unter ihre Kontrolle gebracht. Verschiedene Quellen berichten vom Abbau von Erzen, größflächigen Rodungen und von einem bedeutenden Ausbau des Ackerbaus. Die punischen Städte auf Sardinien wurden auch politisch-gesellschaftlich stark durch Karthago beeinflusst.

Herrschaft der Römer über Sardinien
Sowohl Punier als auch Römer verzichteten jedoch weitgehend darauf, die gesamte Insel zu beherrschen. Stattdessen vertrieb man die einheimische Bevölkerung in das Landesinnere von Sardinien; die Römer bezeichneten sie als Barbaren. Diese rächten sich an ihren Beherrschern mit Überfällen und Raubzügen. Die Herrschaft der Römer über Sardinien dauerte mehr als sechshundert Jahre und endete zeitnah mit dem Untergang des weströmischen Reiches im Jahre 455 n. Chr. durch die Besetzung der Insel durch die Vandalen. – Bemerkung: So manch einer mag hier an Vandalismus denken – wäre aber nicht historisch korrekt. Trotzdem hatten die Vandalen nicht die Kultur der Punier und Römer.

Genua und Pisa
In den folgenden Jahrhunderten herrschten verschiedene Mächte über Sardinien; zusehens verarmte Sardinien wirtschaftlich und auch kulturell. Auf die Vandalen folgten Byzantiner (oströmisches Reich), Ostgoten und Araber. Im Jahre 1016 verdrängten die Flotten der Seemächte Genua und Pisa die Araber wieder von Sardinien. Die Insel erlebte einen kulturellen Aufschwung. Verschiedene Kirchen im romanischen Stil „Link zur Kirchen-Seite“ geben Zeugnis dieser Epoche. Auch ein wirtschaftlicher Aufschwung erfolgte: Wälder wurden gerodet, Bodenschätze gefördert, Ackerland gewonnen und Klöster gegründet – so sah eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik im Mittelalter aus.

Königreich Sardinien
Der Staufer Friedrich II. ernannte 1239 seinen illegitimen Sohn Enzio zum König von Sardinien – der Name Königreich Sardinien blieb bis zur Gründung des Königreiches Italien im Jahre 1861 erhalten. Sardinien gehörte jedoch zunächst für mehrere Jahrhunderte in Personalunion zum Königreich Spanien. Nach dem Aussterben der spanischen Habsburger und dem Spanischen Erbfolgekrieg fiel Sardinien im Jahre 1714 an Österreich – die spanische Herrschaft und Ausbeutung auf Sardinien war beendet. 1720 tauschte Österreich mit dem Herrscherhaus Savoyen Sardinien gegen Sizilien ein. Das neu entstandene Königreich – auch Königreich Sardinien-Piemont genannt – hatte Turin als Hauptstadt, seine wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Zentren lagen aber mit den Regionen Savoyen und Piemont auf dem italienischen Festland. Sardinien bleib weitgehend Provinz. 1861 wurde der Herrscher von Sardinien, Viktor Emanuel II im Zuge der italienischen Staatsgründung zum König von Italien gekrönt.

Sardinien als Teil von Italien
Sardinien blieb eine eher unbedeutende und vernachlässigte Region innerhalb Italiens. Im Jahre 1948 erhielt Sardinien den Status einer autonomen Region. Der Tourismus führte zu Beginn der Sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts zu einem wirtschaftlichen Aufschwung auf Sardinien.

Sardinien – Insel des Weins

Sardinien ist ein Paradies für Freunde des kulinarischen Genusses. Die bekanntesten Spezialitäten sind der typisch sardische Schafskäse (Pecorino sardo) und das Spanferkel (maialetto arrosto). Sardinien hat darüber hinaus hervorragende Weine und andere Getränke.

Cannonau (auch Grenache genannt): ein kräftiger Rotwein. Cannonau ist mit über 100 km² Rebfläche die auf Sardinien am häufigsten angebaute rote Rebsorte. Aus ihr wird u.a. der sardische Cannonau di Sardegna hergestellt.

Monica di Sardegna ist eine indigene (einheimische) rote Rebsorte, die ebenfalls in bedeutendender Menge auf Sardinien angebaut wird. Wahrscheinlich haben Mönche zu ihrer Verbreitung auf der gesamten Insel beigetragen – von daher auch der Name der Rebsorte, der sich von monaca = Mönche herleitet.

Vernaccia di Oristano: ein sherry-ähnlicher sardischer Weißwein

Mirto: ein Likör, der auf Sardinien erzeugt und getrunken wird. Der Mirto Rosso (roter Mirto – ein süßer Likör) wird aus den Beeren der Myrte hergestellt; der Mirto Bianco (weißer Mirto – ein trockener Likör) wird aus den Blüten und Blättern der Myrte gewonnen.

Ichnusa, ein Lagerbier aus Maisschrot, das auf Sardinien gebraut wird. Es ist ein beliebtes Getränk für Sarden und Urlauber auf Sardinien

Kulinarische Spezialitäten

Pecorino Sardo: Sardischer Schafskäse – wurde ursprünglich aus reiner Schafsmilch hergestellt. Preisgünstigeren Sorten wird heute Kuh- oder Ziegenmilch beigefügt.

Porceddu: ein am Spieß geröstetes Spanferkel mit knuspriger Kruste.

Acciughe Ripiene: frische Sardellen, pikant gefüllte – überbacken mit Käse und Brotkrumen.

Sarde alla Marinara: auf einem Rost gebratene Sardinen – mariniert mit Öl, Zitrone und verschiedenen Kräutern.

Pane CarasauCarta di musica (Notenpapier): ein dünnes, getrocknetes Hirtenbrot, hergestellt aus Weizenmehl, Hefe und Salz. Um eine möglichst lange Haltbarkeit zu ereichen, werden diese dünnen Fladen zweimal heiß und kurz gebacken.

Zuppa di Pesce: eine sardische Fischsuppe mit Tomaten und gerösteten Brotscheiben.

Malloreddus: kleine sardische Gnocchi (Nudelsorte).

Klima und Temperatur in Südsardinien

Beste Reisezeit für einen Urlaub in Sardinien ist von Mai bis September.
Die Bade- und Urlaubssaison in Südsardinien kann man getrost von Ostern bis Ende Oktober festsetzen. Somit ist sie um einiges länger als im Norden der Insel. Dies liegt daran, dass es in Vor- und Nach­saison­zeiten deutliche Tem­peratur­unter­schiede zwischen den beiden Insel­hälften gibt. Diese Tem­peratur­unter­schiede schmelzen im Laufe des Sommers aber immer mehr dahin. Die hochsommerlichen Maximalwerte sind dann im Süden Sardiniens keinesfalls höher als im Norden der Insel. Keine Sorge also vor übergroßer Hitze im Sommer. Der Insel­wind tut das Übrige.

Die Wirtschaft Sardiniens

Die Schwerpunkte der sardischen Wirtschaft befinden sich in den Bereichen Tourismus, Industrie, Handel, Landwirtschaft, Dienstleistungen und Informationstechnik. Auch heute arbeiten noch ca. 25% der Sarden in den Bereichen Ackerbau,Viehzucht und Fischfang. Bekannt ist Sardinien u.a. für seinen Schafskäse (Pecorino Sardo) und auch für seine Weine. Auf Sardinien wird vor allem die rote Rebsorte Grenache (Cannonau) angebaut, die gute, fruchtige Weine liefert. Auch der Anbau von Oliven ist weiterhin von Bedeutung. Viele landwirtschaftliche Betriebe auf Sardinien befinden sich in Familienbesitz. Sardinien ist zudem Italiens bedeutendster Korkhersteller. Die größten Korkeichengebiete befinden ich in der Gallura und dem Iglesiente.

Landwirtschaft

Landwirtschaft:
Eine der größten Herausforderungen für eine erfolgreiche Landwirtschaft auf Sardinien ist die weitreichende Abholzung von Wäldern. Ein Raubbau an der Natur über Jahrhunderte hinweg führte zu Bodenerosion; fruchtbarer Mutterboden wird bei starken Regenfällen fortgespült und ist somit für den Ackerbau unwiederbringlich verloren. Veröden die Böden, kann „nur noch“ Viehzucht betrieben werden; diese ist allerdings vergleichsweise weniger ertragreich und produktiv als ein erfolgreicher Ackerbau. Hinzu kommt eine starke Ungleichverteilung der Niederschlagsmengen über das Jahr betrachtet. Sind die Sommer auf Sardinien mitunter sehr trocken, kommt es im Herbst und Winter oft zu starken Regenfällen auf Sardinien. So führte das Tief Cleopatra im November 2013 zu starken Überschwemmungen besonders im Norden von Sardinien.

Industrie/
Bergbau

Industrie und Bergbau auf Sardinien
Die Versuche einer Industrialisierung Sardiniens während der 1970er Jahre gelten als weitgehend gescheitert. Die industriellen Anlagen des 21. Jahrhunderts dienen vor allem der Energiegewinnung und dem Baugewerbe. Trotzdem trägt die Industrie zu einem wichtigen Teil der Wirtschaftsleistung Sardiniens bei. Der Bergbau hingegen hat eine lange Tradition auf der Insel: Bereits die Nuraghen gruben nach eldlen Metallen und wertvollen Mineralien – ebenso die ihnen folgenden Punier und Römer. Der Kohleabbau des 20. Jahrhunderts war aufgrund minderer Qualität der Kohle weniger erfolgreich. Allerdings können heute wieder Vorräte von Gold, Kupfer, Zink und Blei erfolgreich ausgebeutet werden. Besonders angesichts der hohen Rohstoffkosten zu Beginn des 21. Jahrhunderts sollte sich der Abbau profitabel gestalten lassen.

Dienstleistungen

Dienstleistungen (allgemein) – Informationstechnik
Cagliari, die Hauptstadt von Sardinien, ist Sitz des Internetanbieter Tiscali, der in ganz Europa tätig ist. Im Vergleich zur Bevölkerungszahl besitzt Sardinien die höchste Dichte an Internetzugängen in Italien – zumindest auf diesem Gebiet liegt Sardinien an der Spitze. Und natürlich bei der Schönheit von Landschaft, Meer und Strand…

Cagliari –
Die Hauptstadt

Sardinien hat ca. 1,6 Millionen Einwohner. Cagliari ist mit ca. 150.000 Menschen die größte Stadt der Insel und gleichzeitig Hauptstadt der autonomen Region Sardinien. Zu der autonomen Region Sardinien gehören neben der Insel Sardinien auch einige vorgelagerte Inseln. Im Großraum Cagliari leben ca. 470.000 Menschen. Dies bedeutet, dass fast ein Drittel der Bewohner Sardiniens im Raum Cagliari lebt.
Die Stadt liegt im Süden von Sardinien, am gleichnamigen Golf von Cagliari, sie ist politisches, wirtschaftliches und auch kulturelles Zentrum von Sardinien. Freunde des Fußballs werden bei Cagliari sofort an den Fußballclub Cagliari Calcio denken. Der Verein spielt in der höchsten italienischen Liga, der Seria A, und hat als bisher größten Erfolg die italienische Meisterschaft von 1970 vorzuweisen.

Sehenswürdigkeiten/
Grotten

Grotten
Tropfsteinhöhle – Grotta di Su Mannau
Eine beeindruckende Tropfsteinhöhle ist die Grotta di Su Mannau, gelegen im Südwesten von Sardinien in der Nähe des Ortes Fluminimaggiore in der Provinz Carbonia-Iglesias. Die Gesamtlänge der Höhle beträgt 8200 Meter – davon sind 500 Meter für Touristen über einen Steg zugänglich. Die Säle erreichen eine Höhe von bis zu 30 Metern, einzelne Tropfsteine sind bis zu 8 Metern lang und haben einen Duchmesser von bis zu 50 Zentimetern. Aufgrund dieser Ausmaße trägt die Höhle auch ihren Namen: Grotta di Su Mannau (deutsch: Riesenhöhle). Sie ist elektrisch beleuchtet.
Wie entsteht ein Tropfstein?
Voraussetzung für die Bildung von Tropfsteinhöhlen ist wasserdurchlässiges Gestein. So haben über Jahrtausende hinweg Gebirgsbäche (Sickerwasser) den Kalkstein auf natürlichem Wege erodiert, es bilden sich Höhlen, das Gestein gleicht einem Schweizer Käse. Wasser dringt weiterhin in die Höhle ein, es bleibt tropfenweise an der Decke hängen oder tropft auf den Boden. Irgendwann verdunstet das Wasser. Es verbleibt eine dünne Kalkschicht, der nächste Tropfen rollt heran und derselbe Prozess wiederholt sich – bis nach Jahrtausenden und Jahrmillionen ein Tropfstein entstanden ist. Das durchschnitliche Wachstum von Tropfsteinen beträgt ca. einen Zentimeter in 100 Jahren. Vom Boden aufsteigende Tropfsteine werden als Stalagmiten und von der Decke herabhängende als Stalaktiten bezeichnet. Als Stalagnat wird ein Tropfstein bezeichnet, der aus einem Stalagmiten und einem Stalaktiten in der Mitte zusammengewachsen ist.
Wenn Sie Ihren Urlaub auf Sardinien im Sommer verbringen, dann dürften Sie die klimatischen Bedingungen der Grotta di Su Mannau als recht ungewöhnlich empfinden. Die Lufttemperatur liegt bei 16 Grad und die Wassertemperatur bei 15 Grad Celsiuns – dafür beträgt die relative Luftfeuchtigkeit ca. 98%. Aber nach einem Besuch dieses außergewöhnlichen Naturwunders können Sie ja wieder die trockene Wärme von Sardinien am Strand oder in Ihrem Ferienhaus genießen…

Weltkulturerbe/ Nuraghen

Weltkulturerbe/Nuraghen
Su Nuraxi – Weltkulturerbe auf Sardinien
Su Nuraxi, in der Nähe des Ortes Barumini, in der Provinz Medio Campidano gelegen, ist ein Komplex aus einzigartigen steinernen Verteidigungsbauwerken, die als Nuraghen bezeichnet werden. Diese Bauwerke wurde von den Nuraghen, den „Ureinwohnern“ von Sardinien errichtet, die ihren Namen durch die von ihnen errichteten Bauten erhalten haben. Die auf die Zeit von ca. 1500 bis 800 v. Chr. zurückgehenden Bauten sind kulturelle Besonderheiten auf Sardinien: Sie sind gekennzeichnet durch runde Wehrtürme aus behauenem Stein in Form von Kegelstümpfen. Einige dieser Anlagen wurden von einer vierseitigen Mauer mit vier Außentürmen umgeben. Um diese Verteidigungsstellungen herum entstanden ganze Dörfer aus kleinen runden Häusern, da man in der damaligen ja mitunter noch recht wehrhaft lebte, um sich besser vor Übergriffen feindlicher Völker und Stämme verteidigen zu können. So entwickelten sich auf Sardinien letztendlich kleine städtische Siedlungen mit autarken Gemeinschaften.

Die Nuraghen-Kultur entwickelte sich etwa um 1800 v. Chr. während der Bronzezeit. Im 7. Jahrhundert v. Chr. wurde Su Nuraxi von den Puniern geplündert und teilweise zerstört. Es überdauerte jedoch die Herrschaft der Punier – (einigen noch bekannt vom Schulunterricht mit den Punischen Kriegen, Karthago und Hannibal) – neu errichtete Häuser wurden unter römischer Herrschaft noch bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. bewohnt. Anschließend geriet die Anlage in Vergessenheit. Erst tagelange Regenfälle und dadurch hervorgerufene Erdrutsche führten zu einer Art „Wiederentdeckung“ von Su Nuraxi.
1997 wurde Su Nuraxi.von der UNESCO in die Liste der Weltkulturerbestätten augenommen – damit befindet sich die Stätte auf einer gemeinsamen Liste mit den Pyramiden von Gizeh, dem Kölner Dom und dem Tadsch Mahal.
Im 21. Jahrhundert können Sie noch etwas komfortabler wohnen als Nuraghen, Phönizer oder Römer zu der damaligen Zeit: Mieten Sie ein Ferienhaus Ihrer Wahl im Süden der Insel – gerne auch ohne Wehrturm. Von Hannibal droht keine Gefahr mehr.

Kirchen

Kirchen
Bedeutende Kirchen auf Sardinien
Auf Sardinien können Sie romanische Kirchen besuchen, deren Errichtungen bis in das 11. Jahrhundert zurückgehen. Verschiedene Sakralbauten im pisanisch-genuesischen Stil finden Sie vor allem in der Region Sassari, im Norden der Insel. Provenzalisch geprägte Kirchenbauten (Provence = Region im Süden von Frankreich) finden Sie in der Gegend von Cagliari. Für den Bau der romanischen Kirchen wurden Baumeister aus Italien nach Sardinien gebracht, die vergleichsweise bescheidene Kopien italienischer Sakralbauten errichten ließen. Doch auch französische und arabische Baumeister haben ihre Spuren auf Sardinien hinterlassen. Romanische Kirchen sind für den Laien gut an den für sie typischen Rundbögen zu erkennen – im Gegensatz zu den Spitzbögen der auf die Romanik folgenden Gotik. Während in Europa an vielen Kathedralen während verschiedener Stilepochen gearbeitet worden ist, zeichnen sich die romanischen Kirchen auf Sardinien oft durch einen reinen romanischen Stil aus, da an ihnen „nur“ während einer Epoche gearbeitet worden ist.

Santissima Trinità di Saccargia
Eine der bekanntesten Kirchen im pisanischen Stil ist die Abteikirche Santissima Trinità di Saccargia, gelegen in Nähe der Orte Ploaghe und Codrongianus im Logudoro. Der Sakralbau wurde als Teil eines inzwischen vollständig zerstörten Klosters im 12. Jahrhundert errichtet. Die Fassade ist in horizontaler Streifenform mit weißem Kalkstein und schwarzem Basalt verkleidet – der Glockenturm misst eine Höhe von immerhin 41Metern. Im Inneren der Kirche finden Sie beindruckende byzantinisch beeinflusste Fresken aus dem 13. Jahrhundert. Lassen Sie sich von der Schönheit Malereien beeindrucken…

San Pietro di Sorres
Oberhalb des Dorfes Borutta bei Thiesi in der Provinz Sassari finden Sie das Benediktinerkloster San Pietro di Sorres, das im 12. und 13. Jahrhundert im pisanischen spätromanischen Stil unter maurischen Einflüssen erbaut worden ist. Die Kirche ist auf einem Hügel gelegen und gut sichtbar.

San Platano
Am Nordrand Villaspeciosa, in der Provinz Cagliari gelegen, befindet sich die im 12. Jahrhundert errichtete, vergleichweise etwas kleinere Kirche mit dem Namen San Platano. In ihr verschmelzen toskanische und provenzialische Stilelemente miteinander.

Kirche von Bonaria
Die Basilika di Nostra Signora di Bonaria (Unserer Lieben Frau von Bonaria) in Cagliari ist eine der bekanntesten Kirchen auf Sardinien und bildet zusammen mit der Wallfahrtskirche Santuario di Bonaria ein bedeutendes Wallfahrtszentrum auf Sardinien. Die römisch-katholische Basilika ist der Madonna di Bonaria, der Patronin der Seefahrer und höchsten Schutzheiligen von Sardinien geweiht. Die Wallfahrtskirche wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Seit 1370 befindet sich dort das Gnadenbild Unserer Lieben Frau von Bonaria und wird seitdem hoch verehrt wird. Doch warum wird diese wunderschöne Muttergottesstatue seit Jahrhunderten so hoch verehrt? Im Jahre 1370 geriet der Legende nach ein Segelschiff im Mittelmeer in einen schweren Sturm. In großer Not warfen die Seeleute die gesamte Ladung über Bord, darunter auch eine schwere Kiste mit der Statue der Gottesmutter. Der Sturm legte sich, die Seeleute wurden gerettet und die Kiste mit der Statue an den Strand von Bonaria auf Sardinien gespült, wo sie von Geistlichen gefunden worden ist. Die Madonna von Bonaria wird von Seefahrern als Beschützerin verehrt, sie ist Namensgeberin von Buenos Aires, der Hauptstadt Argentiniens, und höchste Schutzpatronin von Sardinien.

Neben der alten Wallfahrtskirche wurde eine größere Basilika im neubarocken Stil errichtet, die schließlich im Jahre 1920 vollendet werden konnte. Der Sakralbau wird wiederholt von verschiedenen Papsten besucht: Papst Benedikt XVI besuchte Sardinien in 2008 – Papst Franziskus stattete der Kirche von Bonaria im September 2013 einen Besuch ab.

Die Basilika
Die Basilika di Nostra Signora di Bonaria (Unserer Lieben Frau von Bonaria) ist Teil der wichtigsten Wallfahrtsstätte auf Sardinien, die im 20. und 21. Jahrhundert von verschiedenen Päpsten besucht worden ist. Direkt neben der beeindruckenden Basilika, welche im 20. Jahrhundert im neubarocken Stil errichtetet worden ist, befindet sich die eigentliche Wallfahrtskirche aus dem 14. Jahrhundert. Diese beherbergt die für die römisch-katholische Kirche sehr bedeutsame Marien-Statue mit dem Namen Madonna von Bonaria, die Schutzpatronin von Sardinien.
Der Dom
Die Kathedrale Santa Maria di Castello ist die Bischofskirche des Erzbistums Cagliari. Sie wurde ursprünglich im 13. Jahrhundert im pisanischen Stil erbaut; doch in den kommenden Jahrhunderten erfolgten mehrere Umbauten und Stilwechsel. So ist das Innere der Kirche heute im barocken Stil gestaltet (kurze Erläuterung: der barocke Stil diente mitunter der Entfaltung und Zurschaustellung von weltlicher und geistlicher Macht – vor allem im barocken Zeitalter während des 16. bis 18. Jahrhunderts). In der Krypta der Kathedrale befinden sich die sterblichen Überreste von ca. 300 sardischen Märtyrern.

Wandmalereien/
Amphitheater

Wandmalereien
Ein gewisser rebellischer Charakter der Sarden kann auch heute noch mit den Murales (Wandbildern) von Orgosolo (ein einst berüchtigtes Banditendorf) besichtigt werden. Politische und gesellschaftskritische Themen werden hier als graffitiartige, sardinientypische Wandmalereien in verschiedenen Stilen dargestellt.

Amphitheater
Eine ebenfalls bedeutende historische Städte in Cagliari ist das Anfiteatro Roman. Es wurde im 2. Jahrhundert vor Christus in den Hang hineingebaut und bot ca. 10.000 Menschen Platz. Während im klassischen Griechenland zumeist anspruchsvolle Theaterstücke (Tragödien) im Theater aufgeführt worden waren, wurden die römischen Amphitheater oft für Gladiatorenkämpfe oder Tierhetzen genutzt. In diesem Zusammenhang bekannt sind u.a. das Kolosseum von Rom als größtes und bedeutendes Amphitheater; zum anderen auch der Begriff Brot und Spiele – (panem et circenses). Um möglichst weite Teile der verarmten römischen Bevölkerung bei Laune zu halten, wurden Spiele veranstaltet. Es gab kostenloses Brot (Getreide), und in den Arenen kämpften Gladiatoren gegeneinander auf Leben und Tod – Menschen wurden wilden Tieren buchstäblich zum Fraß vorgeworfen. Aber die Zeiten ändern sich. Etwas böshaftig könnte man behaupten, dass wir heute Brot und Spiele gegen Hartz IV und RTL Plus eingetauscht haben. Die Arenen des Römischen Reiches verdienen jedoch Respekt als Zeugnisse erstaunlicher baumeisterlicher Fähigkeiten. Verschiedene zivilisatorische Leistungen des Römischen Reiches blieben in Europa viele Jahrhunderte lang unerreicht. Die Römer kannten sogar warmes und fließendes Wasser – fragen Sie hingegen in einem prunkvollen europäischen Schloss des Barock einmal nach den Bädern. Ja, im Hinblick auf Wasserversorgung und Reinlichkeit waren die alten Römer wohl auch den Europäern des 18. Jahrhunderts zivilisatorisch überlegen. Doch zurück zum Amphitheater von Sardinien: Im Mittelalter verfiel es wie so viele andere römische Bauten und wurde auch als Steinbruch benutzt. Erst in der Neuzeit entdeckte man den historischen Wert des Bauwerkes und restaurierte es. Heute wird diese einzigartige Kulisse als Schauplatz für zahlreiche Konzerte und verschiedene Veranstaltungen genutzt.

Naturschutz

Auch auf Sardinien ist zu beobachten, dass sich Naturschutz und Tourismus zum gemeinsamen Vorteil für Natur, Urlauber und einheimischer Bevölkerung miteinander vereinbaren lassen. In anderen Regionen der Welt gelang es unter anderem, Walfänger zu Walbeobachtern „umzuschulen“. Mit Ausflugstouren für Touristen zu den Walen können die Menschen jetzt mehr Geld verdienen als früher durch das Abschlachten dieser intelligenten und sensiblen Meeressäuger.
Auf Sardinien konnte der traditionelle Jagdtrieb der einheimischen Bevölkerung tatsächlich reduziert werden; einerseits bietet der Tourismus mitunter gute Einahmequellen, zum anderen setzt in Bezug auf das Jagen ein Prozess des Umdenkens ein – vor allem bei der jüngeren Bevölkerung. Auch auf Sardinien ist eine Entwicklung weg von der Jäger- und Sammler-Gesellschaft hin zu einer modernen Dienstleitungs-Gesellschaft durchaus sichtbar. Trotzdem sind weiterhin viele Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Wir möchten Ihnen jetzt zwei Tierarten vorstellen, die auf Sardinien endemisch sind – d.h. nur auf Sardinien vorkommen:

Sardisches Langohr
Das Sardische Langohr (Plecotus sardus) ist eine Fledermausart – auch sie kommt nur auf Sardinien vor. Wie man vom Namen des Tieres her schließen kann, hat die Fledermaus lange Ohren; ihr Fell ist zudem dunkelbraun gefärbt. Das Sardische Langohr lebt vor allem in dichtbewaldeten Regionen auf Sardinien und schläft sehr gerne in Kalksteinhöhlen.

Sardischer Gebirgsmolch
Der Sardische Gebirgsmolch gehört zur Gattung der Europäischen Gebirgsmolche (Euproctus) und ist eine Amphibie. Die Amphibien oder Lurche (Amphibia) sind die stammesgeschichtlich älteste Klasse der Landwirbeltiere. Amphibien zeichnen sich dadurch aus, dass sie sowohl im Wasser als auch auch auf dem Land leben können. Der Sardische Gebirgsmolch wird zwischen 11 und 15cm groß und lebt überwiegend im Wasser. Sardische Gebirgsmolche sind in der Regel dämmerungs- und nachtaktiv.

Berge und Gebirge

Auf Sardinien finden Sie nicht nur Sonne, Strand und Meer, sondern auch hügelige und gebirgige Landschaften. Das höchste Gebirge auf der Insel ist der Gennargentu (Monti del Gennargentu), dessen höchste Erhebung die 1834 Meter hohe Punta La Marmora ist. Geologisch betrachtet gehören die Gesteine des Gennargentu zu den ältesten in Europa, sie bestehen aus Schiefer, Kalkstein und Granit und verleihen der Landschaft einen eher welligen Charakter. Das Gebirge ist Teil des Gennargentu National Parks, der bis an die Küste hinabreicht und eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt beheimatet.
Was Sie vielleicht nicht erwarten würden: Auf der zweithöchsten Erhebung von Sardinien, dem Bruncu Spina, befindet sich eine Ski-Station mit verschiedenen Ski-Liften – allerdings kann keine weitreichende Schneesicherheit garantiert werden.

Schluchten, Menschen und Wandbilder

Schluchten, Menschen und Wandbilder
Das zweithöchste Gebirge auf Sardinien ist der Supramonte und befindet sich in der Barbagia; die Einwohner dieser Region wurden von den Römern einst Barbaren genannt – daher der Name. Die höchste Erhebung dieses Gebirges, der Monte Corrasi, erreicht eine Höhe von 1463 Metern. Eine bedeutende Sehenswürdigkeit dieser Region ist die von dem Fluss Riu Flumineddu in den Felsen gegrabene Schlucht mit dem Namen Gola Gorroppu.
Die Menschen in den Bergregionen von Sardinien leben vor allem von Viehzucht und auch vom Weinanbau. Besonders in diesen abgelegenen Gegenden ist der Charakter der Einwohner über die Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg geprägt durch einen gewissen Willen zur Rebellion, um sich gegenüber Fremdherrschaft zu behaupten. Bis ins 20. Jahrhundert hinein gehörten auch Banditentum und Selbstjustiz zu den „Traditionen“ der Bewohner Sardiniens (besonders in entlegenen Gegenden). Ein gewisser rebellischer Charakter der Sarden kann auch heute noch mit den Murales (Wandbildern) von Orgosolo (ein einst berüchtigtes Banditendorf) besichtigt werden. Politische und gesellschaftskritische Themen werden hier als graffitiartige, sardinientypische Wandmalereien in verschiedenen Stilen dargestellt.

Sardiniens Pflanzenwelt

Ölbaum: Bekannt aus dem Mittelmeerraum und aus biblischen Zeiten. Der mitunter knorrige Baum wird seit dem 4. Jahrtausend v. Chr. als Nutzpflanze kultiviert und ist Lieferant der Olive. Oliven sollen übrigens sehr gesund sein…

Korkeiche: Immergrüner Laubbaum aus der Gattung der Eichen. Vorkommen vor allem im westlichen Mittelmeerraum – in Mitteleuropa ist es dieser Art (noch) zu kalt. Die mächtigen Korkschichten des Stammes werden zur Korkgewinnung genutzt (Kork als Flaschenverschluss). Korkeichenwälder beheimaten eine große Zahl an Tier- und Pflanzenarten – deshalb ist ihr Schutz sehr wichtig für das ökologische Gleichgewicht auf Sardinien.

Myrte: Ein immergrüner Strauch, reich verzweigt, er erreicht eine Höhe von bis zu 5 Metern. Er blüht in der Zeit zwischen der zwischen Mai und August und entwickelt zahlreiche weiße, duftende Blüten.

Macchie: Immergrüne Gebüschformation – charakteristisch für Gebiete mit mediterranem Klima.

Thymiane: Einige Arten der Gattung Thymiane sind Heil- und Gewürzpflanzen. Sie wachsen als Halbsträucher oder Sträucher – am bekanntesten ist der Echte Thymian.

Feigenkaktus (Opuntia): Eine Pflanzengattung aus der Familie der Kakteengewächse – er wachst strauchig bis baumähnlich und erreicht eine Höhe von bis zu 10 Metern. Der Feigenkaktus wird bereits seit über 2000 Jahren kultiviert. Seine Triebe und Früchte dienen als Nahrungs- und Futtermittel. In vergangenen Zeiten wurde der Feigenkaktus auch zur Gewinnung des Farbstoffgewinnung Karminrot genutzt.

Sardiniens Tierwelt

Mufflon: Der Europäische Mufflon ist ein Wildschaf. Es gilt als umstritten, ob der Mufflon ein Vorfahr „unseres“ Hausschafes oder ein verwildeter Nachkomme ursprünglicher Hausschafe ist.

Sardischer Hirsch: Ein Hirsch, der etwas kleiner ist als der in Mitteleuropa bekannte.

Wildschwein: Vorfahr „unseres“ Hausschweins. Wildschweine wurden in Europa bereits in Urzeiten gejagt.
Steinadler: Ein Greifvogel mit einer Flügelspannweite von ca. 2 Metern, der zumeist in hügeligen und gebirgigen Regionen lebt und sich am liebsten von mittelgroßen, bodenbewohnenden Säugetieren ernährt.

Gänsegeier: Gehört zur Unterfamilie der Altweltgeier, kann über 8 kg schwer werden, seine Spannbreite übertrifft mitunter 2,60 m. Der Gänsegeier ist u.a. an seiner Größe und Zweifarbigkeit zu erkennen. Er frisst vor allem Aas größerer Nutztiere.

Griechische Landschildkröte: Eine von verschiedenen Arten von Schildkröten, die auf Sardinien leben. Sie wird ca. 20 cm lang und hat einen starren Bauchpanzer. Die überwiegend tagaktiven Reptilien können ein sehr hohes Alter erreichen. Allerdings gilt ihr Wildtierbestand als stark gefährdet.

Hausschaf: Lieferant von erstklassigem sardischen Schaafskäse